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02.05.22

Mikroplastik auch in unserem Trinkwasser


 

Seit der massiven Einführung von Kunststoffen in den 1950er Jahren wurden weltweit 6,3 Milliarden Tonnen Kunststoff produziert. Ungefähr 1,4 % all dieses Plastiks ist in die Ozeane gelangt und dort geblieben. Nur 9% des produzierten Plastiks wurden recycelt und etwa 12% wurden verbrannt. Es wird geschätzt, dass jedes Jahr zwischen 1,1 bis 8,8 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Ozeane gelangen. Experten schätzen, dass es bis 2050 mehr Plastik in den Ozeanen geben wird als Fische.

 

Mikroplastik gelangt in Nahrungskette

 

Trotz ihrer außerordentlichen Nützlichkeit und Vielseitigkeit stellen Kunststoffe eine Bedrohung für die Umwelt dar. Das Hauptproblem ist, dass sie nicht biologisch abbaubar sind. Sie können Hunderte von Jahren in der Umwelt überdauern und zerfallen nur in Form von Mikroplastik oder Plastikpartikeln mit einer Größe unter 5 mm. Und in den Mengen, in denen sie in der Umwelt vorhanden sind, wird dieses Problem stark vergrößert.

So sind die Ozeane voller Plastik und Mikroplastik. Dies ist offensichtlich sehr schlecht für die Meeresökosysteme und für alle Tierarten, die sie bewohnen. Aber dies ist nicht das Ende der Geschichte. Durch die Aufnahme durch Meerestiere wie Fische oder Musseln gelangen diese Abfälle in die Nahrungskette, und wenn diese Lebensmitteln von Menschen gefressen werden, können sie auch in unseren Körper gelangen.

 

72% aller Leitungswasserproblem in Deutschland mit Mikroplastik belastet

 

Und wie sieht es mit unserem Trinkwasser aus? Irgendwie scheint Mikroplastik auch in unser Trinkwasser zu gelangen, das geht zumindest aus einer Studie der NGO Orb Media hervor, die Leitungswasser aus aller Welt auf die Suche nach diesen unerwünschten Trümmern untersucht hat. Laut dieser Studie waren 83 % aller Leitungswasserproben mit Mikroplastik belastet. Etwas schlimmer ist die Situation in den USA, wo 94% der Proben Mikroplastikpartikel enthielten. In Europa ist die Situation etwas besser, aber nicht viel mehr. In Großbritannien, Deutschland und Frankreich waren 72 % aller Proben kontaminiert, was die Situation so schlimm macht, dass sie Anlass zur Besorgnis gibt. Die durchschnittliche Anzahl der in jeder 500 ml-Probe gefundenen Partikel reichte von 4,8 in den USA bis 1,9 in Europa.

 

Wie gelangen diese Mikroplastikpartikel in unser Trinkwasser?

 

Wir wissen mit Sicherheit, dass manche Kosmetika Mikroplastik enthalten und dass viele Kleidungsstücke aus Kunstfasern (also einer Form von Plastik) bestehen, die beim Waschen Mikroplastik abgeben, die dann ins Abwasser und von dort in unsere Wasservorräte gelangen. Eine andere Vermutung ist, dass sie einfach über die Luft in die Trinkwasserversorgung gelangen könnten, da auch die Luft mit ihnen verschmutzt wird. Oder weil unsere Wasservorräte nicht vollständig vom Meerwasser isoliert sind, könnte es irgendwie eine Verbindung zwischen ihnen geben. Beim Grundwasser ist dies jedoch schwieriger zu erklären, da der Großteil unseres Trinkwassers aus dieser Ressource gewonnen wird. In diesem Fall erscheint die Luftübertragungshypothese wahrscheinlicher.

 

Kunstoffpartikel enthalten womöglich giftige Chemiekalien

 

Die Orb-Studie entdeckte Partikel, die größer als 2,5 Mikrometer waren. Möglicherweise sind einige Plastikpartikel noch kleiner als diese, sodass sie in unsere Zellen eindringen könnten. In diesem Fall sprechen wir von Nanoplastik. Wir wissen nicht, wie sich das auf unsere Gesundheit auswirkt. Klingt jedenfalls schon schlimm genug. Ein weiterer Grund zur Besorgnis ist, dass diese Kunststoffpartikel giftige Chemikalien enthalten könnten. Der Fall endokriner Disruptoren wie Bisphenol A und Weichmacher ist bekannt. Oder sie könnten als Vektoren für andere Chemikalien oder sogar Mikroorganismen dienen. Mikroplastik kann Bakterien aus dem Abwasser anlocken. Auch die sogenannten “persistente organische Schadstoffe” (auf Englisch „Persistent Organic Pollutants“  oder POPs) sammeln sich bekanntlich auf Mikroplastik an. Diese POPs sind Chemikalien, die sich in der Umwelt nicht abbauen, wie zum Beispiel einige Pestizide und Pharmazeutika.

 

Konsum von mit Mikroplastik belastetem Trinkwasser durch Filterung begrenzen

 

Es wurde auch festgestellt, dass nicht nur Trinkwasser und Meerestiere betroffen sind. In Deutschland durchgeführte Studien haben diese Mikropartikel in allen 24 getesteten Biermarken sowie in Honig und Zucker nachgewiesen.

Was können wir dagegen tun? Es werden bereits Maßnahmen ergriffen, um die Plastikverschmutzung zu reduzieren. Forscher entwickeln biologisch abbaubare Kunststoffe aus Mais oder Baumwolle, die das Problem lindern könnten. Recycling bleibt eine Herausforderung. In Deutschland ist die Problematik in der Öffentlichkeit etwas sensibilisiert und Plastiktüten werden nach Möglichkeit vermieden. Die bereits vorhandene Verschmutzung wird jedoch noch Hunderte von Jahren ein Problem bleiben. Bei manchen Lebensmitteln, die mit diesen Partikeln belastet sein könnten, können wir nicht viel tun, aber eines können wir auf jeden Fall tun, nämlich den Konsum von mit Mikroplastik belastetem Trinkwasser durch einfaches Filtern zu begrenzen. Für Entfernung bewährt haben sich z.B. Aktivkohlefilter oder Umkehrosmose.