18.07.22
Was bleibt aus unserem Abwasser im Trinkwasser ?
Wir haben uns daran gewöhnt, alle möglichen Dinge im Abwasser achtlos zu entsorgen. Und damit sind wir nicht allein. Alle möglichen Dinge gelangen in das Abwasser von Krankenhäusern, Unternehmen, Industrien und Bauernhöfe. Aber wissen wir, dass all diese Verunreinigungen beseitigt werden müssen, bevor das Wasser in die Umwelt gelangt? Schmutziges Wasser würde die Umwelt so ungewollt belasten, dass kein Leben in Gewässern mehr möglich wäre. Hinzu kommt, dass Wasser recycelt werden muss, da es sich um eine nicht erneuerbare Ressource handelt. An manchen Orten der Erde, wie in Singapur, wo Wassermangel herrscht, wird Abwasser direkt in Trinkwasser umgewandelt und ohne Freisetzung in die Umwelt in die Haushalte geleitet (sog. “toilette-to-tap” Lösung).
Was genau gelangt ins Abwasser?
Neben menschlichen Ausscheidungen und Papier, gibt es Waschmittel, Kosmetika, Kunststoffe (in Form von Mikroplastik), Hormone, Medikamentenrückstände, Schwermetalle und Chemikalien aller Art aus der Industrie, Nitrate, Phosphate, Pestizide und so weiter.Allein in Deutschland fallen jährlich etwa 10 Milliarden Kubikmeter Abwasser an. Das Recycling dieses Wassers erfordert viel Aufwand und technisches Know-how. Trotz all dieser Bemühungen werden viele der ursprünglich im Abwasser vorhandenen Schadstoffe nicht vollständig entfernt und gelangen in die natürlichen Wasservorkommen und schließlich auch ins Trinkwasser.
Wie wird Abwasser behandelt?
Nun, es unterliegt physikalischen, chemischen, biologischen und Membranverfahren. Die physikalischen Verfahren umfassen Belüftung, Sedimentation oder thermische Einwirkung, den Einsatz von Rechen, Filtern und Sieben. Zu den biologischen Verfahren zählen die anaerobe Abwasserreinigung, die biochemische Oxidation oder die Schlammfaulung. Die chemischen Verfahren umfassen Neutralisation, Desinfektion, Flockung und Fällung. Zu den Membranverfahren gehören schließlich Filtration, Umkehrosmose und Nanofiltration. Die genaue Verfahrenkombination hängt von der Art des zu behandelnden Abwassers ab.
Bakterien zunehmend resistenter gegen Antibiotika
Besonders schwer zu entfernen sind Medikamentenrückstände, in unterschiedlichem Ausmaß. Sie beinhalten Antirheumatika wie Ibuprofen und Diclofenac, Antiepileptika wie Carbamazepin und Gabapentin, Betablocker, Antidepressiva und verschiedene Antibiotika. Ibuprofen wird bei der konventionellen Abwasserreinigung zu 80 % entfernt, während Röntgenkontrastmittel fast gar nicht entfernt werden. Schlecht ist auch, dass einige Antibiotika auch nicht vollständig entfernt werden. Bakterien, die auch mi aufbereiteten Wasser vorhanden sind, könnten antibiotikaresistent werden.
Männliche Fische verweiblichen
Dass auch Hormone die Abwasserreinigung teilweise überleben, lässt sich daran erkennen, dass Fische in der Nähe der Abflüsse des gereinigten Abwassers feminisiert zu sein scheinen. Dies kann nur durch das Vorhandensein von Östrogenhormonen im Wasser erklärt werden, die möglicherweise auf die Entsorgung von Verhütungsmitteln im Abwasser zurückzuführen sind. 6,9 Millionen Frauen nehmen diese Verhütungsmittel täglich ein. 0,04% von ihnen können von Nebenwirkungen wie Thrombose oder Lungenembolie betroffen sein. Sie können in geringen Mengen auch zu Fruchtbarkeitsproblemen führen. Auch diese Stoffe sind schwer zu entfernen und ihre Wirkung kann bereits in sehr geringen Konzentrationen zum Tragen kommen.
Auch Pestizide sind gesundheitsschädlich. Viele von ihnen haben sich als krebserregend erwiesen und wirken auch als endokrine Disruptoren. Wird bei der Wasseraufbereitung keine Aktivkohle eingesetzt, können Rückstände dieser Schadstoffe in unser Trinkwasser gelangen.
Wissenschaftler konnten Rückstände von Drogen wie z.B. Kokain und Cannabis im Abwasser nachweisen. Aber anscheinend werden sie gut herausgefiltert und schaffen es nicht ins Trinkwasser.
Nitrat könnte ein Problem für Kinder sein
Nitrate aus Düngemitteln könnten ins Trinkwasser gelangen (wir erwähnen dies hier, obwohl der Ursprung dieser Substanz im Trinkwasser nicht direkt das Abwasser ist, da es ein wichtiger Schadstoff im Trinkwasser ist). Sie werden im Stoffwechsel zu Nitriten reduziert, was zur sogenannten Methämoglobinämie führt, bei der das Hämoglobin-Protein im Blut in Methämoglobin umgewandelt wird, das keinen Sauerstoff mehr transportieren kann. Für Erwachsene ist dies kein allzu großes Problem, da der Körper in der Lage ist, den gesunden Zustand wiederherzustellen, aber für Säuglinge kann es ein Problem sein, weil ihnen diese Fähigkeit fehlt.
Sie sind nicht machtlos
Das Leitungswasser in Deutschland soll sehr gut sein. Aber jetzt kann der Leser bestätigen, dass die Kläranlagen eine Herkulesaufgabe haben, all diese schmutzigen Dinge aus dem Wasser zu reinigen, was nicht einfach ist. Sie verdienen unsere Anerkennung, aber wir sollten uns auch bewusst sein, dass selbst eine winzige Abweichung von diesen Standards schon schlimm genug ist. Was kann man dagegen tun? Der Verbraucher sollte wissen, dass Maßnahmen ergriffen werden können, um die Qualität des Trinkwassers zu verbessern. Dazu kann ein Heimwasserfilter entscheidend beitragen, denn er ist speziell auf diese schwer zu entfernenden Rückstände, die noch im Wasser vorhanden sein könnten, ausgelegt.